US-Aktien sind im September gefallen. Eine kleine Korrektur oder eine Trendwende ?

Als sich Ende März der Crash aufgrund des Coronavirus ereignete, geschah dies völlig unerwartet. Doch trotz des Ausmaßes und der Geschwindigkeit der Kursrückgänge waren wir fast mehr davon überrascht, wie schnell sich die Aktienkurse danach wieder erholten. Es war wirklich ein beispielloser Umschwung. Und während viele eine V-förmige Erholung vorhergesagt hatten, sah niemand diese Schnelligkeit und die scheinbar unaufhaltsame Dynamik des anschließenden Aufwärtstrends im April kommen. Obwohl er in weniger als einem Monat über 30% verlor, stieg der S&P 500 - das größte Barometer für US-Aktien - in nur 143 Tagen auf ein neues Allzeithoch.

Es scheint jedoch, dass den Aktien im September die Kraft ausgehen könnte, wobei der Technologie- und Energiesektor die Abwärtsbewegung anführt. An einem der schlimmsten Markttage der letzten Zeit (23.09.2020) gab der S&P 500 um mehr als 2 % nach, während die NASDAQ um 3 % fiel. Damit belaufen sich die auf den Monat gesehenen Verluste für diese beiden wichtigen Indizes auf 9 % bzw. 5 %. Obwohl der Dow Jones nicht ganz so stark davon betroffen war, verlor er dennoch auf den Monat gesehen 2,5 %. Es kann durchaus sein, dass sich die Aktienkurse in diesem Monat in der Regel nicht gut entwickeln, aber der aktuelle Rückgang sieht allmählich nach mehr als nur einer saisonalen Korrektur aus.

Obwohl noch unklar ist, ob es sich dabei nur um eine Korrektur oder um einen sich abzeichnenden Abwärtstrend handelt, gibt es mehrere Faktoren, die die negative Dynamik erklären könnten.

Big Tech ist massiv überbewertet

Wenn wir auf die jüngste Rallye zurückblicken, sehen wir, dass die Tech-Aktien die Vorreiterrolle übernommen haben. Dies war durchaus verständlich, da es sich dabei um einige der wenigen Unternehmen handelte, die vom Lockdown und der Quarantäne nicht nur weitgehend unbeeinflusst blieben, sondern sogar bis zu einem gewissen Grad davon profitierten. In Anbetracht der US-Wirtschaft hat jeder wichtige Index eine signifikante Gewichtung von Internet-basierten und anderen Technologieunternehmen in seiner Zusammensetzung, so dass, wenn dieser Sektor steigt, er den gesamten Wert des Baskets in die Höhe treibt. Nach den enormen Anstiegen im Sommer kehren bekannte Namen wie Amazon, Apple, Netflix und Tesla nun wieder in die Nähe ihres fairen Wertes zurück, was die Indizes nach unten zieht. Aus diesem Grund hat der technologieorientierte NASDAQ von allen wichtigen US-Indizes am meisten verloren.

Kein Konjunkturprogramm

Es ist kein Geheimnis, dass die US-Wirtschaft in hohem Maße von privaten Haushalten und dem allgemeinen Konsum abhängig ist, was genau der Grund ist, warum sie von dem durch die Pandemie verhängten Lockdown so schwer getroffen wurde. Da viele Dienstleistungen eine Zeit lang nicht bereitgestellt werden konnten, hatten die Menschen, die sie normalerweise durchführen, buchstäblich kein Einkommen. Glücklicherweise ist die Regierung des Landes eingesprungen und hat seinen Bürgern großzügige Sozialleistungen in Höhe von $ 1.200 pro Erwachsenen (plus weitere $ 500 für jedes Kind) zur Verfügung gestellt. Ohne dieses Eingreifen wäre der Konsum von nicht lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen mit ziemlicher Sicherheit zum Erliegen gekommen. Kommen wir zur Gegenwart - während viele Unternehmen ihren Betrieb wieder aufgenommen haben, gibt es immer noch ein Heer von Arbeitslosen, die ein weiteres Konjunkturprogramm benötigen, um irgendeine Hoffnung haben zu können, ihren Lebensstandard aufrechtzuerhalten. Beide Parteien wollen eine Übereinkunft, können sich aber einfach nicht über den Umfang des endgültigen Pakets einigen. Solange es keine Einigung gibt, kann der bisherige Konsum nicht aufrechterhalten werden, was bedeutet, dass viele Aktien überbewertet sind.

US-Präsidentschaftswahlen stehen vor der Tür

Das Rennen um das weiße Haus wird immer spannender, je näher der 3. November rückt. Unabhängig davon, wer letztendlich den Sieg einfährt, sorgt die Unsicherheit, die mit jeder Präsidentschaftswahl einhergeht, auf den Märkten immer für eine gewisse Instabilität. Da Biden jedoch von den beiden Kandidaten der wahrscheinlichere Gewinner ist, ist die destabilisierende Wirkung noch größer. Der Spitzenkandidat der Demokraten hat wiederholt seine Absicht erklärt, den Körperschaftssteuersatz von 21 % auf 28 % anzuheben. Das könnte für die Wall Street wirklich nicht zu einem schlechteren Zeitpunkt kommen. Nach dem Kampf gegen die Coronavirus-Krise, um besser als erwartete Gewinne zu erzielen, stehen viele US-Unternehmen nun vor der Aussicht, dass ihre harte Arbeit zunichte gemacht wird. Die historischen Daten deuten darauf hin, dass diese Volatilität schon kurze Zeit nach den Wahlergebnissen zurückgehen wird. Wenn wir jedoch Biden im Weißen Haus sehen, könnte sich der Abwärtstrend fortsetzen.

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